Empa, HP und DSF stellen e-Waste-Studie vor

Lösungen für das Elektronikschrott-Problem in Afrika

16.02.2009 | MICHAEL HAGMANN
Zusammen mit Hewlett-Packard (HP) und dem «Global Digital Solidarity Fund» (DSF) hat die Empa heute erste Ergebnisse eines Pilotprojekts zum Umgang mit Elektronikschrott (e-Waste) in Afrika vorgestellt. In Marokko, Kenia und Südafrika sammelte die Initiative wertvolle Informationen darüber, wie Regierungen, Organisationen und die Gesellschaft mit dem wachsenden Problem der Elektronikschrott-Entsorgung umgehen. Darüber hinaus wurden Lösungen für die Zukunft erprobt.
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Legende: Bereit für die fachgerechte Entsorgung: Ausgediente Computer in der Pilotanlage in Kapstadt / Südafrika.

 

Mit den Erfahrungen und Informationen aus der ersten Phase des Projekts kann nun die zweite Phase gestartet werden: Sie soll Partner aus Wirtschaft und Politik einbinden, um auch in anderen Ländern Programme zur Entsorgung von Elektronikschrott auf den Weg zu bringen und somit das Problem «e-Waste» auf dem gesamten Kontinent anzugehen. Schliesslich bieten die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie der Zugang zum Internet gerade auch Afrika völlig neue Entwicklungsmöglichkeiten. Doch ausgediente Geräte, die Schwermetalle und giftige Halogenverbindungen enthalten, müssen fachgerecht entsorgt werden; fehlerhaftes Zerlegen des Schrotts kann zu schweren Gesundheits- und Umweltproblemen führen.

 
Im Mittelpunkt dieses afrikaweiten Projekts steht eine Pilotanlage in Kapstadt, die eine ermutigende Bilanz vorweisen kann. Die Fabrik hat insgesamt 58 Tonnen entsorgter Elektrogeräte aufbereitet. Zwischen Februar und November 2008 machte die Anlage 14'000 Dollar Gewinn und schuf 19 Arbeitsplätze. Das Projekt will aber auch informelle Müllsammler einbinden, die sich als äusserst «geschäftstüchtig» erwiesen haben. Auch sie sollen lernen, Abfälle nachhaltig und umweltfreundlich zu entsorgen.
 

Unternehmergeist der Müllsammler könnte Probleme lösen
«Unsere Studie belegt, dass das Problem lösbar ist. Sie zeigt auch den schier unglaublichen Unternehmergeist des informellen Sektors, den wir in Afrika nutzen können», sagt Projektmanager Mathias Schluep von der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft». «Durch die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten haben wir die Umwelt- und Gesundheitsprobleme in den Griff bekommen. Und was noch besser ist: Kreative Köpfe aus dem informellen Sektor konnten sich einen Arbeitsplatz aufbauen.»
 

 
   Vom informellen Müllsammeln zum professionellen Elektronikschrott-Management: Pilotanlage in Kapstadt.
 

 
Die Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» verfolgt unter anderem das Ziel, Entwicklungs- und Schwellenländern dabei zu helfen, möglichst Ressourcen schonende und nachhaltige Technologien anzuwenden. Im Bereich e-Waste ist die Empa im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) bereits seit einigen Jahren im Programm «Wissenspartnerschaften im E-Schrott-Recycling» in Indien, Südafrika, China und Lateinamerika tätig. Zudem leitet die Abteilung die Arbeitsgruppe Recycling innerhalb der weltweiten StEP-Initiative («Solving the e-Waste Problem») unter der Federführung der «United Nations University» und anderer UN-Organisationen.
 
Die Studie zeichnet ein deutliches Bild der heutigen Elektronikschrott-Entsorgung in den betroffenen Ländern: Es ging vor allem darum, die derzeitige Rechtslage, das Verhalten und Problembewusstsein der Bevölkerung, Infrastruktur-Mängel und die Gesamtmenge des zu entsorgenden Abfalls zu erfassen. So weist sie etwa darauf hin, dass in Kenia jährlich 3'000 Tonnen Elektronikschrott anfallen. Die Menge nimmt Jahr für Jahr um satte 200 Prozent zu. Trotzdem gibt es dort keine praktikablen Entsorgungssysteme und entsprechende Vorschriften. «Um dem abzuhelfen, sollte die Öffentlichkeit unbedingt auf das Ausmass des Problems aufmerksam gemacht werden, und es müssten Mittel für die Entsorgung bereitgestellt werden», so Schluep.
 

Grosse Chance für Afrikas Wirtschaft

«Der IT-Sektor stellt eine echte Chance dar, um die afrikanische Wirtschaft nach vorne zu bringen. Aber die Frage, was wir mit alten Geräten anstellen, die nicht mehr funktionieren, ist wichtig», sagt Cissé Kane vom DSF, der einzigen internationalen Organisation, die sich die Überwindung des digitalen Grabens auf die Fahnen geschrieben hat. Ihr Ziel ist, die Entwicklungsländer mit den nötigen Mitteln auszustatten, damit diese an der Wissensgesellschaft teilhaben können. «Das Projekt hat dazu beigetragen, eine Modelllösung für die sichere und effiziente Aufbereitung und Entsorgung von e-Waste zu finden.»
 
Auch der Partner HP zeigte sich mit der ersten Phase zufrieden. «Die Verantwortung von HP beginnt mit dem Design eines Produkts und reicht bis zu seiner Entsorgung. Wir nehmen diese Verantwortung sehr ernst», sagt Klaus Hieronymi, Leiter der Abteilung Environmental Business Management von HP EMEA. HP ist die weltgrösste Technologiefirma. Sie stellt Drucker und Computerzubehör her, sie bietet aber auch IT-Dienstleistungen und Software an, die den Umgang mit der Technologie für Verbraucher und Unternehmen einfacher machen. «Diese Projekte in Afrika erfüllen aus unserer Sicht einen doppelten Zweck: Sie sollen Arbeitsplätze in den Dörfern schaffen und ein Schritt hin zur nachhaltigen Entsorgung von Elektronikschrott in Afrika sein».
 
Die Ergebnisse und Empfehlungen werden jetzt in die zweite Phase einfliessen, die nachhaltige Geschäftsmodelle zum Elektronikschrott-Recycling unter die Lupe nehmen und grössere Pilotanlagen in den bereits genannten und in weiteren Staaten aufbauen soll.
 

 
Die genannten Pilotprojekte haben die Erklärung von Durban stark beeinflusst. Darin fordern Fachleute verschiedener Organisationen und Firmen, für alle Staaten Afrikas, nationale Aktionspläne für den Umgang mit Elektronikschrott zu erarbeiten. Ziel ist, ein flächendeckendes Elektronikschrott-Management zu errichten.