Empa-Forscher David Turner erhält «ISWA Award»

Auszeichnung für Empa-Forscher

20.10.2017 | CORNELIA ZOGG
Jedes Jahr vergibt die «International Solid Waste Association» (ISWA) den «Publication Award», mit dem sie Forscher für aussergewöhnliche wissenschaftliche Beiträge im Bereich der Abfallentsorgung auszeichnen. Bereits zum zweiten Mal in Folge geht dieser Preis an den Empa-Forscher David Turner, dieses Jahr für seine Analysen zu den Umweltauswirkungen verschiedener Abfallentsorgungsmethoden.
/documents/56164/1681425/ISWA+Award+David+Turner+Stopperbild/a90dfe11-4249-4a69-9166-c19ea961ab4d?t=1508500375713
David Turner von der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» wird für sein Paper zu Abfallmanagement in Städten mit ISWA Publication Award ausgezeichnet.

Nachhaltiges Abfallmanagement ist ein globales Thema. Dementsprechend hoch sind die Bemühungen in der Forschung, immer neue und bessere Wege für die Entsorgung unserer Abfälle zu finden. David Turner von der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» untersucht das Abfallmanagement in Städten. Für seine Forschungsarbeit, die er 2016 im «Journal of Cleaner Production» veröffentlichte, erhielt er am 25. September den «ISWA Publication Award» verliehen – und das zum zweiten Mal hintereinander; bereits 2016 zeichnete ihn die ISWA für eine andere Forschungsarbeit aus. Dabei ermittelten Turner und sein Team die unterschiedlichen Abfallstoffe, die klassischerweise anfallen, welche davon recycelt werden können und welche Mengen an Treibhausgas dabei eingespart werden. „Nachdem wir analysiert haben, was man alles recyceln kann gehen wir in der jetzigen Arbeit der Frage nach, wie man am besten recycelt“, so Turner.

Zwei Analysemethoden miteinander kombiniert

Während es in der Schweiz üblich ist, Abfall zu verbrennen, gilt diese Methode der Entsorgung in etwa Grossbritannien als verpönt – der Müll wird dort in Müllhalden vergraben. Ziel von Turners Arbeit war es, die Umweltbelastung dieser Methode mit Fokus auf dabei entstehende Treibhausgasemissionen zu analysieren. Diese Gase entstehen durch die Lagerung bzw. die Zersetzung des Abfalls unter der Erde. Für Stadtverwaltungen geht es in erster Linie darum, die für die Ortschaft geeignetste Entsorgungs- und Recyclingmethode zu wählen, einerseits natürlich aus praktischer Hinsicht, andererseits nach ökologischen Aspekten – und genau da liefert David Turners Studie wertvolle Unterstützung.

Für die Entscheidungsfindung wurden bislang entweder die so genannte Materialflussanalyse (MFA) oder Lebenszyklusanalysen (LCA) herangezogen. Dabei wird bei der MFA genau festgehalten, welche Materialien welchen Weg bis zur Endverwertung nehmen, wohingegen bei der LCA das Augenmerk auf den Umweltauswirkungen liegt, die in den unterschiedlichen Stadien des Produktelebenszyklus anfallen. Bislang kommt in der regulären Abfallbewirtschaftung jeweils nur eine dieser Analysen zum Einsatz, nicht aber beide in Kombination. Turner hat nun einen Ansatz entwickelt, der die Daten beider Analysen miteinander verbindet und so eine detailliertere Evaluation grösserer und komplexer Abfallentsorgungssysteme ermöglicht.

Kleine Anpassung mit grosser Wirkung

Als Testobjekt diente dabei das Entsorgungssystem der walisischen Stadt Cardiff. Cardiff recycelt zwar einen Grossteil der Abfälle, doch es besteht Optimierungsbedarf: Die Treibhausgasemissionen, die bei der Lagerung der Abfallsäcke unter der Erde entstehen, sind nach wie vor zu hoch. Das Team rund um Turner stellte zusammen mit Forschern der «University of Southampton» einerseits fest, dass das Vergraben von Abfall prinzipiell schlechter abschneidet als die Müllverbrennung. Da allerdings die Art der Abfallentsorgung nicht so ohne weiteres umgekrempelt werden kann – in Grossbritannien ist die Meinung weitverbreitet, Abfallverbrennung sei giftig und schade den Anwohnern –, ist es notwendig, die bestehende Methode zu optimieren. Das ist durchaus möglich, zeigt Turners Studie: Würden aus dem herkömmlichen Haushaltsabfall, von dem bereits wie in der Schweiz grosse Teile recycelt werden, die Essensreste entfernt, liessen sich die Treibhausgasemissionen der vergrabenen Müllsäcke erheblich reduzieren.

All die erhobenen Daten werden nun in eine Software eingearbeitet, die demnächst für ganz Grossbritannien zum Einsatz kommen soll. So können Städte eruieren, welche Möglichkeiten für den jeweiligen Ort am sinnvollsten erscheinen und die Treibhausgasemissionen minimieren.

Informationen

Dr. David A. Turner
Technologie und Gesellschaft
Tel. +41 58 765 72 58
david.turner@empa.ch


Redaktion / Medienkontakt
Cornelia Zogg
Kommunikation
Tel. +41 58 765 45 99
redaktion@empa.ch

Link
Combined material flow analysis and life cycle assessment as a support tool for solid waste management decision making, DA Turner, ID Williams, S Kemp, Journal of Cleaner Production, 129 (2017); DOI: 10.1016/j.jclepro.2016.04.077