Sandmeyer-Preis der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft für Empa-Team
Russpartikelfilter ohne Nebenwirkungen
Legende: Moderne Filtersysteme entgiften auch schwere Lastwagen effektiv. Die Empa-Forscher konnten nachweisen, dass durch chemische Prozesse in gut arbeitenden Filtern keine bedenklichen Schadstoffe entstehen. Das war bislang nicht klar. | |||
Tief unter dem Gotthard-Massiv wühlen sich die Baumaschinen durch das Gestein: Die NEAT-Baustelle stellt nicht nur Geologen vor Probleme. Auch die Notwendigkeit, hunderte von Arbeitern in den 57 Kilometer langen Röhren vor den giftigen Abgasen der Baumaschinen zu schützen, war eine grosse Herausforderung und warf völlig neue Fragen auf. So lieferte das Ja der Schweiz zur NEAT auch den Anlass für die Arbeit eines interdisziplinären Forschungsteams der Empa: Norbert Heeb, Andrea Ulrich, Lukas Emmenegger und ihr Team untersuchten, welche chemischen Prozesse in russgefüllten Partikelfiltern ablaufen. | |||
Moderne Filter fangen mehr als 99 Prozent der nanometerkleinen Russpartikel aus dem Abgas von Personen- und Lastwagen, Lokomotiven, Traktoren, Schiffen und Baumaschinen ab und reduzieren so die Feinstaubbelastung. Doch auch gasförmige Verbindungen reagieren mit der Katalysatoroberfläche des Filters. Werden diese Schadstoffe dabei effizient abgebaut? Oder entstehen im Filter gar neue? Die Relevanz dieser Frage wird deutlich, wenn wir uns vor Augen führen, dass einige aromatische Kohlenwasserstoffe, die im Dieselabgas enthalten sind, unser Erbgut schädigen oder als Krebs erregend gelten. | |||
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Um Nutzen und eventuelle Risiken verschiedener Filtertechnologien umfassend zu analysieren, haben sich an der Empa Chemiker, Biologinnen, Ingenieure und Umweltwissenschaftlerinnen zusammengetan. Sie konnten nachweisen, dass je nach Katalysatormaterial eine Neubildung toxischer Sekundärschadstoffe grundsätzlich möglich ist. So entstehen in gewissen Filtersystemen in der Tat Nitroaromaten oder polychlorierte Dibenzodioxine und -furane (PCDD/F), wobei das katalytisch aktive Metall eine wesentliche Rolle spielt. | |||
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| Eine schwere Baumaschine im Einsatz: Die Notwendigkeit, die Arbeiter der NEAT-Baustelle vor solchen Abgaswolken zu schützen, gab den Anstoss für die Empa-Studie. | ||
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Da die Untersuchungen in Zusammenarbeit mit Filter- und Katalysatorherstellern erfolgen, fliessen die Forschungsergebnisse der Empa direkt in die technologische Weiterentwicklung ein und führen so zu effizienteren Partikelfiltern ganz «ohne Nebenwirkungen». | |||
Sowohl im Inland als auch international stiess die Arbeit der Empa-Forschungsgruppe auf grosse Beachtung. Wesentliche Teile des international akzeptierten «VERT-Eignungstests» für Partikelfiltersysteme (VERT = Verminderung der Emissionen von Real-Dieselmotoren im Tunnelbau) basieren auf Forschungsarbeiten der Gruppe, und eine dazu erschienene Norm (SNR 277205) bildet die Grundlage für die Änderung der Schweizerischen Luftreinhalteverordnung (LRV). | |||
«Insofern ist unsere Forschung sehr praxisbezogen», sagt Heeb. «Vielleicht hat das die Jury mit bewogen, uns den Sandmeyer-Preis zuzuerkennen. Wir waren sehr überrascht und natürlich hoch erfreut über diese Würdigung.» | |||
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